Am 21. Und 22.6.2024 führten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Spremberg während einer mehrstündigen Wochenendausbildung eine Weiterbildung zur „Taktischen Ventilation“ im Rahmen der Bekämpfung von Wohnungs- und Gebäudebränden durch. Ziel der Maßnahme war es, die bislang praktizierte Einsatztaktik, insbesondere bei Bränden in Innenräumen, kritisch zu überprüfen und perspektivisch anzupassen. Aufgrund der Komplexität des Themas, wie auch der potentiellen Gefährdung der eigenen Einsatzkräfte bei falscher Durchführung, war es erforderlich, für die Ausbildung eine 2-tägige theoretische wie auch praktische Schulung anzuberaumen und externen Sachverstand hinzuzuziehen.
Als Ausbilder konnte der Kamerad Torsten Bodensiek, von der Firma Taktische Ventilation, welcher sich im Zuge umfangreicher, wissenschaftlich begleiteter Tests, Messungen und Workshops im In- und Ausland als ausgewiesener Experte auf diesem bisher noch unzureichend beachteten Teilgebiet der Brandbekämpfung etabliert hat, gewonnen werden. Weiterhin stellten zwei namhafte Hersteller (Rosenbauer Deutschland GmbH und B.S. Belüftungs-GmbH) Lüftertechnik zu Test- und Übungszwecken zur Verfügung.
Im ersten Teil der Weiterbildung fand am Freitag eine theoretische Einweisung in das Thema für alle interessierten Kameraden statt, eingeladen waren ausdrücklich Kameraden sämtlicher Ortswehren der Stadt. Bereits in dieser zeigte sich, dass das Wochenende spannend werden würde. Grund war die Tatsache, das nunmehr, mit Daten und Fakten untermauert, jahrzehntelange Dogmen hinsichtlich des einsatztaktischen Vorgehens auf den Prüfstand gestellt und teils ins Wanken gebracht wurden. Das machte nachdenklich! Getreu seinem Motto: „Weg von der Belüftung nach dem Einsatz; hin zu taktischen Maßnahmen für die eigene Sicherheit und den Gesamterfolg des Einsatzes“ gelang es Torsten Bodensiek auch während der am Samstag folgenden 6-stündigen Fortbildung für Führungspersonal, welches im Einsatzfall über den Einsatz dieser neuen Methode entscheiden muß, eindrucksvoll die Kameraden mitzunehmen und interessierte aber auch kritische Fragen zunächst theoretisch, später auch durch praktische Demonstration der Effektivität der Methode zu beantworten. Innerhalb verschiedener realitätsnaher praktischer Szenarien gelang es Torsten unter Zuhilfenahme von künstlich erzeugtem Rauch sowie der durch die Firmen gestellten Lüfter eindrucksvoll folgende Vorteile herauszuarbeiten:
● Wärmereduzierung im Brandraum mit deutlicher Reduktion der Hitzebelastung vorgehender Feuerwehrkräfte
● Massive Verbesserung der Sichtverhältnisse innerhalb kürzester Zeit
● Schaffung einer weniger toxischen Atmosphäre für noch vermisste Personen in verrauchten Bereichen
● Rauch-Freihaltung von Flucht und Rettungswegen
● Reduzierung von Sachwertschäden
● Reduzierung von Brandschadensanierungskosten
Diese und weitere Gründe dafür, einen Lüfter als Erstangriffsmittel zu nutzen, treffen auf immer mehr Akzeptanz und schaffen, bei konsequenter Nutzung dieser Taktik, deutlich mehr Sicherheit. Die bislang, leider auch an einigen Landesfeuerwehrschulen, vertretene Auffassung der Einsatz eines Lüfters bringe die Gefahr einer ungewollten Brandausbreitung mit sich wurde anhand von wissenschaftlich erhobenen Daten und praktischen Erfahrungen des Ausbilders klar als nicht haltbar widerlegt. Der Nutzen überwiegt dieses „theoretische“ Risiko bei Weitem. Dennoch unterschätzen viele Feuerwehren die Einsatzmöglichkeiten eines Überdrucklüfters und nutzen ihnen deshalb erst zum Abschluss eines Einsatzes zur Entrauchung des Brandobjektes. Mit dem im Rahmen dieser Ausbildung erlangten Wissen wird es in Spremberg hoffentlich zukünftig gelingen einsatztaktisch neue Wege zu gehen und diese „moderne“ Variante der Brandbekämpfung in das Vorgehen zu implementieren.
In jedem Fall können wir eine klare Empfehlung für die Durchführung dieser Fortbildungsmaßnahme an alle Feuerwehren aussprechen.
|